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Kohlenmeiler Demo


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Hinter den Weihern der Ermitage oberhalb von Arlesheim BL wird seit dem 15. Oktober 2018 ein Kohlenmeiler errichtet, unter der Leitung von Doris Wicki. Sie ist eine der letzten Köhlerinnen der Schweiz, die dieses uralte Handwerk noch betreiben.


Alle Details könnt Ihr auf der Webseite www.20-jahre-unser-wald.ch lesen und auf der Webcam und dem Zeitraffer Video kann man bequem von zu Hause aus den Fortschritt des Kohlenmeilers verfolgen. Vielleicht hat jemand Lust eine Wanderung zum Kohlenmeiler zu machen. Man braucht dazu nur 30 Minuten zu Fuss von der Tramhaltestelle "Arlesheim Dorf" des 10ner Trams.


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Aufbau des Kohlenmeilers von 15 Ster Buchenholz

Beim Aufbau wird zuerst das Füllihus" erstellt. Dies hat eir Schacht von ca. 20 cm Durchmesser. Danach werden Bodenrugel sternförmig ans Füllihus gelegt und mit dünnen Brettern abgedeckt, der sogenannte Bodenrost. Nun kann mit dem anstellen der Meterspälten rings ums Füllihus begonnen werden. Auf den zweiten Satz wird ein weiteres Füllihus gestellt. Dann stellt man senkrecht stehende Meterspälten an. Sobald der erste und zweite Satz ihren endgültigen Umfang erreicht haben beginnt man mit dem Grind (dritte Ebene). Halbmeter Spälten werden kugelförmig aufgeschichtet. Je nach Grösse des Meilers können 5 bis 70 Ster Holz angestellt werden.


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Der Meiler wechselt sein aussehen

Der Holzstoos erhält einen Ueberzug aus grünen Tannenzweigen. Von unten nach oben werden Zweig für Zweig ins Holz gesteckt Der Reisigmantel muss dicht und eng anliegend sein. Zum Schluss wird der ganze Meiler mit einem Mantel aus ,,Löschi" bedeckt: einem Gemisch aus Kohlenresten, Kohlenstaub. Die Löschi wird mit Wasser vermischt und ca. 20 bis 30 cm dicht aufgetragen, so dass der ganze Meiler luftdicht und wasserdicht abgeschlossen ist. Nachdem der Löschimantel geglattet ist, werden Spälten (Ansteller) an den Meiler gestellt, mit Brettern verbunden und mit einem Drahtseil befestigt. Nun ist der Meiler parat zum Anzünden.


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Der Moment des Anzünden des Meilers

Der Köhler besteigt auf einer Leiter den Meiler und macht das Füllihus frei. Von einem Feuer werden 3 bis 4 Schaufeln Glut in den Füllischacht geschüttet. Durch das öffnen von Bodenlöcher wird der Luftzug geregelt. Ca. alle 20 Minuten füllt man kleine Kohlenstücke nach, bis der Schacht glühig ist. Danach wird die Öffnung mit einem Eisendeckel geschlossen. Durch das Stechen von gezielten Luftlöchern im oberstern Bereich des Meilers entwickelt sich langsam Hitze. Feine weisse Wölklein steigen auf. Die Verkohlung erfolgt von innen nach aussen und von oben nach unten, immer dort wo sich die Luftlöcher befinden.


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Bei 15 Ster Holz muss der Kohlenmeiler während einer Woche Tag und Nacht überwacht werden.

Alle 2/3 Stunden wird der Meiler besteigen und den Füllischacht mit kleinen Kohlenstücken oder Hackschnitzel nachgefüllt. Es muss darauf geachtet werden, dass die Glut nicht durch den Löschimantel dringt. Ab und zu wird die Löschi mit Wasser angefeuchtet. Sobald die erste Schicht des Meilers durchgekohlt ist, werden die Löcher geschlossen und zugestampft. Man sieht dies, wenn der Rauch bläulich wird. Unterhalb sticht man wieder neue Löcher. Der Verkohlungsprozess findet dort statt wo die Luftzufuhr ist, von oben nach unten.


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Der schwarze Mantel über dem Kohlenmeiler ist Löschi"

Löschi" besteht aus einer Mischung von kleinen Kohlenstücken, Kohlenstaub und Holzteer welcher sich beim verkohlen löst. Durch den ca. 20 3O cm dicken Löschimantel wird der Meiler luftdicht und wasserdicht abgeschlossen. Nach dem Verkohlungsprozess wird die Löschi gesiebt und kann danach für den nächsten Meiler wieder verwendet werden. Diese Löschi haben wir in den 70-iger Jahren von einem Kohlplatz ausgegraben, wo unsere Vorfahren schon geköhlert haben. Sie kann 100 / 200 Jahre alt sein.


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Die Holzköhlerei - ein Jahrtausend altes Handwerk

Holzkohle ist historisch von grösster Bedeutung. Sie war eine Voraussetzung für den Fortschritt der Menschheit und für die Industrialisierung der Welt. Das uralte mystische Handwerk ist als immaterielles Kulturgut anerkannt, welches seinen Ursprung in der Eisenverhüttung hat. In der heutigen Zeit wo die traditionellen Berufe, Tätigkeiten und Lebensformen immer mehr verschwinden, soll an die Arbeitswelt der Köhler, an ihre Lebensweisen und ihr Umfeld in der Abgeschiedenheit der Wälder erinnert werden.


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Der chemische Prozess der Holzverkohlung Holz verkohlen heisst, es durch Hitzeentwicklung so zu zerlegen dass sein Kohlenstoff frei wird. Die Temperatur im Meiler kann bis auf 500 °C ansteigen. Das Volumen des Meilers schrumpft während des Verkohlungsprozesses auf etwa einen Drittel seiner Ausgangsgrösse, da sich das Wasser, Holzteer, Holzessig und gasförmigen Stoffe lösen. Für Grillkohle verwendet man vor allem Buchenholz, eventl. etwas Harthölzer. Von einem Ster Holz kann ca. 70 kg Kohle (ca. ein Zehntel vom Holzgewicht) erwartet werden. Beim Verglühen der Kohle wird eine Temperatur von über 1000 °c erreicht. Dies war der Anfang vom Verhütten von Eisenerz und Schmieden des gewonnenen Eisens.



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Das Ausziehen der fertigen Holzkohle

Wenn der Verkohlungsprozess bis zum Bodenrost beendet ist, wird die Glut zum ersticken gebracht, indem man alle Löcher zumacht und luftdicht abdeckt. Danach beginnt man mit dem Ausziehen der Holzkohle. Sorgfältig wird die Löschi entfernt und die Kohlenstücke geerntet. Die Holzkohle wird in Säcke abgepackt und als beste Kohle zum Grillieren verkauft. Die Meilerköhlerei ist sehr aufwendig. Es ist eine langsame Trocken-Destillation vom Holz. Daher ist die Kohle qualitativ hochwertiger, bringt mehr Hitze und glüht länger als die industriell hergestellte Grillkohle, welche in grossen Ofen im schnell verfahren hergestellt wird.


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